Am 9. Juni 1944 hat die SS-Division „das Reich“ in Tulle in einer als Kriegsverbrechen eingestuften Strafaktion 99 Männer erhängt, über 100 weitere wurden deportiert – die meisten davon kehrten nicht zurück. Am nächsten Tag hat dieselbe Division in Oradour-sur-Glane ein ganzes Dorf ausgelöscht und über 642 Einwohner ermordet. An diese Massaker von Tulle und Oradour wird jedes Jahr mit Gedenktagen erinnert.
Zum 75. Jahrestag haben auch mehrere Mitglieder des Partnerschaftsvereins am Trauerzug teilgenommen. Es wird von der Bevölkerung heute sehr geschätzt dass auch Vertreter aus Schorndorf an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen. Vor 25 Jahren war dies noch mit großen Vorbehalten verbunden, als der damalige OB Kübler erstmals an dem Gedenkzug teilnahm. Umso bemerkenswerte ist, dass die Partnerschaft zwischen beiden Städten schon vor 50 Jahren unterzeichnet wurde und bis heute sehr lebendig ist.
Auf Einladung der Stadt traf sich die Gruppe mit OB Matthias Klopfer, seiner Frau, Vertretern des Gemeinderates und des Landrates, Dr. Richard Sigel mit Gattin in Tulle zu einem gemeinsamen Essen. OB Klopfer betonte wie emotional es ist mit Angehörigen zu sprechen. Dennoch sei es wichtig miteinander zu sprechen, zu gedenken aber auch zu feiern. Für den Landrat ist es nun an der Zeit dass sich die Jugend weiter erinnert und verarbeitet. Teilgenommen haben auch Verantwortliche auf Tuller Seite. Madame Grador hat sich bei allen für das Kommen und mitmarschieren bedankt.
Jedes Jahr werden die Balkone, an denen die 99 Männer von den Nazis erhängt wurden, mit Blumengebinden geschmückt. Dem Zug voraus gehen viele Veteranen und Angehörige. An verschiedenen Orten des Massakers werden Kränze niedergelegt. Am Mahnmal vor den Toren der Stadt legten auch OB Klopfer und Landrat Sigel Kränze nieder. Francois Hollande, der ehemalige Präsident Frankreichs, dessen Wahlkreis Tulle ist und der dort noch sehr präsent ist, legte ebenfalls einen Kranz nieder.
Die Gedenkfeier hat die Delegation des Partnerschaftsvereins tief bewegt und ergriffen. Dabei waren der Vorsitzende Thomas Röder mit Gattin, sowie die Verantwortlichen für Tulle Brigitte Cajar und Cornelia Dieterle mit Mann. Sabine Alisch (Tochter von Ex OB Bayler, der die Partnerschaftsurkunde unterschrieben hat) und vier weitere Mitglieder.
Tags darauf fand in Oradour ein Trauergottesdienst, Kranzniederlegungen auch am Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege und ein Rundgang durch das von den Nazis völlig zerstörte Dorf statt. Die Trauerkultur ist mit den vielen Veteranen, Fahnenträgern und Offiziellen sehr beeindruckend. Der Überlebende Robert Hèbras war anwesend, der schon in Schorndorf über sein bewegendes Schicksal und diese unvorstellbaren Gräueltaten berichtet hat. Auch Bruno Kartheuser war in Tulle und Oradour mit dabei, dessen Bücher zu den beiden Massakern in Schorndorf schon bei Lesungen in der damaligen Buchhandlung Bacher vorgestellt wurden.