Am 8. Mai morgens machte sich die Reisegruppe des Partnerschaftsvereins Schorndorf auf den Weg Richtung Thüringen.
Der erste Programmpunkt erwartete die kleine Gruppe in der Fränkischen Schweiz. Einer Führung durch die Burg Rabenstein folgte ein leckeres Mittagessen in Pottenstein, bevor die Fahrt weiter nach Kahla ging.
Auf dem Markt wurden wir sehr herzlich vom Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Kahla, Dieter Stops, seinem Vorgänger Rudolf Günther und vielen Mitgliedern des Vereins begrüßt. Im Rathaus erwartete uns Bürgermeisterin Claudia Nissen-Roth zu einem kleinen Umtrunk.
Danach gab es noch einen kurzen Rundgang durch Kahla, dann wurden die Hotelgäste zurück ins Hotel gebracht und die anderen verbrachten den Abend bei ihrer Gastfamilie.
Am Freitag erwartete uns ein sehr gut organisiertes, abwechslungsreiches Programm. Die Fahrt führte uns morgens nach Sachsen-Anhalt zur Arche Nebra. Bei einer interessanten Führung erfuhren wir Interessantes über den Fund und zu den Fundumständen der Himmelsscheibe von Nebra.
Die Himmelsscheibe von Nebra zeigt die weltweit älteste bisher bekannte konkrete Darstellung des Kosmos, und ist ein einzigartiges Zeugnis der Menschheitsgeschichte. Die 3600 Jahre alte runde Bronzescheibe misst 32 cm im Durchmesser und zeigt die Sonne – je nach Deutung auch den Vollmond –, eine Mondsichel sowie insgesamt 32 goldene Sterne. Sieben davon stehen eng beieinander und werden als Sternbild der Plejaden interpretiert. Randlich finden sich auf der Himmelsscheibe zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügte so genannte Horizontbögen sowie eine Schiffsdarstellung, die als »Sonnenbarke« als mythisches Element auf der Bronzescheibe interpretiert wird. Später wurde der Rand der Himmelsscheibe durchlocht. Einer der Horizontbögen wurde entfernt oder ging verloren.
Danach ging es für einen Teil der Gruppe mit dem Bus zum Mittelberg, der andere Teil nahm die wenigen Kilometer zu Fuß in Angriff, zu einer Besichtigung des Fundorts der Himmelsscheibe und dem Besteigen des Aussichtsturms.
Von dort aus kann man zum Horizont blicken wie die Menschen zur Zeit der Himmelsscheibe – der Aussichtsturm unweit der Fundstelle macht es möglich. 30m hoch und um 10° geneigt, ist er der Zeiger einer überdimensionalen Sonnenuhr. Ein senkrechter Schnitt teilt das Bauwerk und markiert die Sichtachse zum Brocken: Hier ging die Sonne zur Sommersonnenwende unter, hier ließ sich die Himmelsscheibe einnorden und als Sonnenkalender benutzen.
Die Sichtbeziehungen zu bestimmten markanten Punkten in der Umgebung, die der Besucher vom Aussichtspunkt aus herstellen kann - dem Kyffhäuser mit dem Kulpenberg oder dem Harz mit dem Brocken - werden auf dem Mittelbergplateau durch etwa 50cm breite Betonbänder im Boden mit eingestanzten Inschriften aufgenommen. Sie helfen dem Betrachter, den Blick zu den entsprechenden Punkten zu leiten und die bronzezeitlichen Himmelsbeobachtungen nachzuvollziehen.
Anschließend ging es weiter durch das Tal der Unstrut nach Freyburg, wo es die nächste Führung gab. Eine von Deutschlands größten Sektkellereien, Rotkäppchen, erwartete uns..
Angefangen beim Lichthof, einem der ältesten Industriehöfe Deutschlands, über den imposanten Domkeller mit seinem Riesenfass und die ehrwürdigen Gewölbekeller mit den hölzernen Rüttelpulten bis hin zum liebevoll zusammengetragenen Museum reichte der Streifzug. Natürlich gab es auch eine Kostprobe und Gelegenheit zum Einkauf.
Nach einem Spaziergang durch das Städtchen Freyburg fand der Abschluss des Tages mit einem Abendessen im Restaurant „Rebschule" statt.
Der Samstag war ursprünglich als Tag in den Gastfamilien geplant gewesen. Kurzerhand wurde der Vorteil einer kleinen Gruppe genutzt und ein gemeinsames Programm geplant.
Es ging zu den Werksverkäufen von Griesson-de Beukelaer und Kahla Porzellan – der Kofferraum unseres Neunsitzers füllte sich deutlich – und im Anschluss daran ging es zum Mittagessen mit frisch gegrillten Thüringer Bratwürsten beim Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Kahla.
Dr. Wolfgang Schmidl nutzte die Gelegenheit den Schorndorfer Gästen etwas über die Imkerei zu erzählen, zeigte uns eine mitgebrachte Bienenkönigin und eine Arbeitsbiene und überreichte jedem auch noch ein Glas seines am Morgen frisch geschleuderten Honigs.
Für den Nachmittag stand ein Besuch auf der Leuchtenburg mit der neuen Ausstellung „Porzellanwelten" auf dem Programm.
Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann weiter zum Stadtmuseum, so uns ein gemütlicher Abend mit unseren Gastgebern, Mitgliedern des Städtepartnerschaftsvereins und Bürgermeisterin Claudia Nissen-Roth erwartete. Wir hatten Gelegenheit das schöne Stadtmuseum zu besichtigen.
Dort wurde uns auch ein kleiner Film gezeigt, zu der für die Margarethenkirche in Kahla geplanten neuen Orgel, der Johann-Walter-Orgel. Johann Walter wurde in Kahla geboren und war ein Zeitgenosse Martin Luthers.
Er war der "Vater" der evangelischen Kirchenmusik. Er hatte unmittelbar an den religions- und zeitgeschichtlichen Umwälzungen der Reformation teil und verlieh ihr durch seine Vertonungen von Martin Luthers deutschen Liedtexten und die damit einhergehende Förderung des Gemeindegesangs musikalische Flügel. Mit Luther setzte er sich ein für die Zusammengehörigkeit von Theologie und Musik und damit für den Erhalt der Kirchenmusik durch die Wirren der Reformationszeit. Durch seine Tätigkeit als Komponist, Dichter und Musiktheoretiker hat Walter die weitere Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik entscheidend beeinflusst und legte Grundlagen, auf denen Komponisten wie Bach, Händel oder Mendelssohn aufbauten.
Da für diese Orgel noch dringend Spenden benötigt werden, war nun die richtige Gelegenheit für das Gastgeschenk des Partnerschaftsvereins Schorndorf – ein Spende über 250€ für die Johann-Walter-Orgel.
Das Abendessen, organisiert aus Salat- und Dessertspenden des dortigen Partnerschaftsvereins und warmen Gerichten aus der Metzgerei Lippmann – den Schorndorfern von der Weihnachtswelt wohlbekannt - gab es in der Bohlenstube des Stadtmuseums.
Viele schöne Gespräche und Begegnungen mit alten und neu gewonnenen Freunden aus Kahla beendeten unseren Aufenthalt in unserer Partnerstadt.
Am Sonntagmorgen hieß es Abschied nehmen auf dem Marktplatz und die Fahrt ging weiter nach Arnstadt dem ältesten Ort Thüringens.
Aus Arnstadt stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen der Thüringer Bratwurst (1404) und des ersten deutschen Weizenbiers außerhalb Bayerns (1617). Arnstadt ist eine von fünf Thüringer Bachstädten.
Auf einem kleinen Rundgang gab es vieles zu entdecken. Den schönen Marktplatz, mit der Statue Johann-Sebastian-Bachs, der in seiner Jugend einige Jahre als Organist dort weilte, die Bachkirche, die Oberkirche und ein hübsches Städtchen, das einen Besuch durchaus wert ist.
Nach einem sehr guten Mittagessen hieß es nun endgültig Abschied nehmen von Thüringen und die Fahrt nach Hause anzutreten.